Allgemeine Gartenbauausstellung in Hamburg 1897




Allgemeine Gartenbau-Ausstellung

zu Hamburg 1897

Leopold G. Stein

Hamburgs Allgemeine Gartenbau-Ausstellung vor einhundert und sechs Jahren

Die Erinnerung an die Allgemeine Gartenbau-Ausstellung, welche ihre Tore vom 1. Mai bis zum 4. Oktober 1897 in Hamburg öffnete, kann heute nur noch anhand gedruckter Berichte, Postkarten oder anderen Bildmaterials nachgewiesen werden.

Im Jahre 1897 erregten jedoch noch weitere Ereignisse die Hamburger Gemüter:
-- so konnte nach elfjähriger Bauzeit das Neue Rathaus am 26. Oktober seiner Bestimmung übergeben werden,


-- der Verein geborener Hamburger entstand

-- der Bürgerverein Fuhlsbüttel wird gegründet,


-- der Harburger Bahnhof wird fertiggestellt


-- die Kersten-Miles-Brücke wird dem Strassen verkehr freigegeben, um nur einige Beispiele aufzuführen.

Lassen Sie sich jedoch überraschen von der Vielfalt und dem Ideenreichtum unserer Altvorderen, welche zum 60jährigen Bestehen des "Gartenbauvereins für Hamburg, Altona und Umgebung" diese grandiose Schau auf den einstigen Wallanlagen zwischen dem Holsten- und dem Millerntorwall veranstalteten. Dort, wo heute das Justizgebäude und das "Museum für Hamburgische Geschichte" die schöne Grünfläche umranden, standen einst reich verzierte Holzbauten und gastlich eingerichtete Restaurants für die Besucher bereit. Alle Gebäude wurden nach der Exposition demontiert, das Gelände wurde als Park hergerichtet und den Hamburger und Altonaer Bürgern - wie heute noch - zur Erholung frei- gegeben.

Die Ausstellung selbst verfolgte vornehmlich den Zweck, Pflanzen und deren Früchte, Gartenbearbeitungsgeräte und -bestuhlung (Gartenmobilierung) einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Besucher, welche nur die Pracht der exotischen Blüten liebten, kamen jedoch nicht zu kurz. In der damaligen Tagespresse wurden die aktuellen Blütezeiten einzelner Pflanzen angekündigt. Wettbewerbe mit fast 500 Konkurrenten wurden zusätzlich veranstaltet. Die Ausstellung wechselte somit fast ständig ihr tägliches Aussehen.

Zwei prächtige Eingangstore, am Holstenwall und am Millerntor, bequem mit der Trambahn zu erreichen, luden den Besucher herzlich ein. Die Gastronomie verfügte, wie heute, über einen hohen Stellenwert, Durstige und Hungrige stellen sich in der Sommerhitze schnell ein, und die vielen Gartenbegutachter fanden ein gemütliches Plätzchen zur Bewirtung mit Speise und Trank. Um jeden Geschmack gerecht zu werden, luden Bauernstuben, Sektstuben, Wein- und Jagdzimmer, Sennhütte sowie eine Waldbrauerei zum Verweilen ein. Zur nachmittäglichen Kaffeezeit stellte das Kaffeehaus Felber grosse gepflegte Räumlichkeiten bereit. Dem eher wissenshungrigen Besucher konnte im "Ausstellungs Bureau" mit einer Bücherei nebst Leseraum gedient werden.

Für die jungen und tollkühnen Besucher bot sich eine Wasserrutschbahn zum Vergnügen an.

Technische Begeisterung weckte bei den Besuchern die Springbrunnenanlage, installiert war diese Attraktion durch die Firma Boldt & Vogel.

Zahlreiche Gäste erwarben auf der Gartenbau Ausstellung Anregungen für ihre Gewächse im heimischen Garten oder Park. Noble Gäste, Berühmtheiten der damaligen Zeit besuchten die Blütenpracht, unter ihnen der Schriftsteller Karl May nebst Gattin Emma, welche im Herbst des Jahres zuvor ein Haus mit grossem Gartengrundstück (welches noch heute in Radebeul bei Dresden zu besuchen ist) erworben hatten, und nun in den zwei Wochen ihres "Hamburger Aufenthalts" Anregungen für den eigenen Garten erhofften, ohne das dieses jedoch in der Autobiographie zum Ausdruck kommt.

Ein weiterer derzeitiger prominenter Gast war u.a. König Chulalongkorn aus Siam im August 1897, und zum Empfang des Regenten von Meckelnburg-Schwerin spielte die Badische Garde-Infantrie-Capelle, eine der vielen geladenen Kappellen, die täglich aufspielten.

Ergänzend und zu Werbezwecken erschienen zahlreiche Postkarten, Bildveröffentlichungen und Artikel in der Tagespresse.


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Bild 001:  Das neue Waarenhaus von Hermann Tietz im Gr. Burstah Nr. 12 bis 16 gab eine kostenfreie Karte ihren Kunden beim Einkauf mit. Damals war das Kartenschreiben eine sehr beliebte Angelegenheit. War es doch möglich, das die Karten innerhalb eines Tages im gesamten  Deutschen Reiche von der damaligen Deutschen Reichs Post abgefertigt wurden, alle Briefkästen stündlich am Tage geleert und der Postzusteller kam dreimal täglich zu seinen Kunden. So wurden die Postkarten zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung. Das die Geschäftshäuser sich dies zunutze machten, ist verständlich. Hermann Tietz, später als Hertie bekannt, konnte, wie man auf der Karte sieht über eine vielstöckiges Kaufhaus, verfügen. Es wurden in der Hauptsache Bekleidung, Bettwaaren und Kurzwaaren an die Frau/Mann gebracht. Und nebenbei konnte auch noch Werbung für die schöne Gartenbauausstellung dargestellt werden. Die Karten durften auf der Rückseite nur mit der Adresse belegt werden, sodass nur ein kleiner Ausschnitt auf der Vorderseite für persönliche Texte zur Verfügung stand.


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Bild 002: Diese Lithographie zeigt das Ausstellungs Hauptgebäude.


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Bild 003: Eugene de Vivie und Co. sind Hoflieferanten und verdienen ihren Lebensunterhalt in einer Weingrosshandlung. So können Sie es sich erlauben, den Bachusfreunden in Hamburg und Umgebung die "Bella Vista" mit Künstlerklause, Bachuskeller und Grotte Ihren Gästen zu bieten.


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Bild 004: Eine Ansicht aus der Vogelperspektive vom Millerntor aus gesehen. Die Schreiberin dieser Grusskarte schrieb in der neuen Schreibweise, also nicht im damals geläufigem Süterlin an eine ihrer Schülerinnen Adele.


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Bild 005: Eine weitere beliebte Vogelperspektive aus der Richtung Holstenwall. Im Hintergrund ist der Platz des Heiligengeistfeldes auszumachen. Ganz links das Holstenthor.


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Bild 006: Ein hübsche Blumenarrangement begleitet diese Karte, auf der unter anderem das Ausstellungshauptgebäude, die Hängebrücke über den Stadtgraben und der Eingang des Millernthores zu sehen sind.


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Bild 007: Für mitteilsame Bürger war diese Karte bestimmt, denn hier ist die Hälfte der Karte zum Beschreiben frei. Ein beliebtes Ziel an den heissen Sommertagen mag die schattige Waldschenke zum Bier dargestellt haben.


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Bild 008: Viele durstige Kehlen waren auf der Ausstellung zu erwarten, und so entschloss sich auch die Weinhandlung de Roi & Vidal ihre gastlichen Räumlichkeiten auf einer Karte zu präsentieren.


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Bild 009: Das repräsentative Hauptgebäude mit der Hängebrücke bilden den Mittelpunkt dieser Karte. Deutlich zeigt das untere blumenumrahmte Thor am Holstenplatz eine Strassenbahn, das die bequeme und preisgünstige Anfahrt zur Ausstellung gewährleistet. Die patriotische rote Hamburger Flagge zeigt, das hier eine scharfe Briese weht.


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Bild 010: Diese Karte lässt viel Platz für den Schreiber und zeigt die schönen Eingangstore.


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Bild 011: Diese Karte, mit dem Titel: Blick auf den Stadtgraben vermittelt ein Seglerparadies, was aber sicherlich nicht der Fall war.


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Bild 012: Das Etablissement "Zum Treibhaus" mit dem Special-Ausschank eines Münchner Bieres und dem verheissungsvollen Spruch auf der Schleife "Je Laenger, je lieber" verleitete manchen wackeren Besucher länger als geplant beim Biere zu verweilen.


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Bild 013: Beliebtes Ausstellungspersonal waren die Vierländer Frauen, in ihren traditionellen Trachten. Die Karte zeit ansonsten nur einen Teil des Hauptausstellungsgebäudes und ein Panorama der Stadt Hamburg.


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Bild 014: Der Blick fällt auf die hübsche Gärtnerin und mag manche zukünftige und fleissige Gattinen angesprochen haben, auch einen Garten anzulegen. Die Wasserspiele waren zu damaliger Zeit eine wahre Sensation, daneben das Stadtgrabenidyll und unten rechts sehen Sie das Innere der Haupthalle. Hier wurden die Tropischen Pflanzen täglich neu von Privatzüchtern arrangiert.


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Bild 015: Der Blick vom Ausstellungs Hauptgebäude über den Stadtgraben, rechts wäre die Hängebrücke zu sehen.


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Bild 016: Eine Ansicht nach 1901. Beschriftet ist die Karte mit Botanischer Garten und Zoll Direktionsgebäude.


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Bild 017: Und eine weitere Vierländerin in ihrer Tracht begrüßt den Betrachter dieser Karte, in der Mitte des Bildes ein eher nichtssagender Blick auf das Hauptgebäude.

Der Autor dieses Textes und Besitzer der Karten möchte sich zunächst für Ihre Aufmerksamkeit bedanken. Es hat viel Zeit und Mühe gekostet, diese Sammlung mit Karten zu bereichern und diese Art der Präsentation Ihnen zur Verfügung zu stellen. 


 (c) März 2007                           Leopold G. Stein

 

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